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“Das Porträtieren, die
Auseinandersetzung mit dem Modell, hat mich gelehrt“,
schrieb einmal Markus Vallazza stellvertretend für viele
Künstler, „wie einmalig und unverwechselbar jedes
Individuum ist und dass der Mensch das aufregendste und
rätselhafteste Wesen auf unserem Planeten ist.“
Besonders „aufregend“ ist
das „Modell“ für die Künstler naheliegender Weise, wenn
es sich dabei um das eigene Ich handelt. Fast von jedem
Maler seit der Moderne gibt es zumindest ein
Selbstbildnis, festgehalten in der ganzen Bandbreite der
stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten.
So kennzeichnet auch die vorliegende Zusammenstellung
der Selbstporträts von 44 Hauptvertretern der Tiroler
Kunst ab 1900 eine außerordentliche Vielfalt an formalen
und psychologischen Interpretationen. Die Beschränkung
auf Malerei und Zeichnung (sowie andeutungsweise
Fotografie und Plastik) wurde gewählt, da in einer
Folgeausstellung auch Selbstporträts jüngerer
Zeitgenossen in den verschiedenen neuen Medien gezeigt
werden sollen.
Jedes der ausgestellten Werke erzählt in komprimierter
Form eine Lebens- und Kunstgeschichte, wobei die
Darstellungen von einer standesmäßigen Repräsentation
über verschiedene Rollenspiele bis zur schonungslosen
Selbstanalyse reichen. Vielfach
entstanden die Bilder aus dem Drang nach
Selbsterforschung, Selbstdeutung und, ähnlich
schriftlichen Tagebüchern, als Versuch, das eigene
Er-Leben festzuhalten.
Die Ausstellung ist sowohl chronologisch als auch nach
Sinnzusammenhängen wie Künstlerfreundschaften und
formalen Kriterien geordnet.
Carl Kraus & Markus Neuwirth |