"Meine Damen und Herren,
Christian Hess hätte heute unter uns
weilen können, er wäre heute 79 Jahren alt gewesen.Er wurde in Bozen
geboren, dann zog die Familie nach Innsbruck, wo sein Vater starb, als
er nur 13 Jahren alt war, dass erste Unglück seines Lebens. Er mußte die
Schule verlassen und eine Lehre beginnen. Nur zwei Jahre später ereilt
ihn das zweite Unglück seines Lebens, es bricht der Erste Weltkrieg aus
und er wurde Soldat. Nach dem Krieg, läßt er sich in München nieder, um
an der dortigen Kunstakademie zu studieren, in jenen so armen Jahren in
Deutschland. Auf diese Jahre geht seine Aktivität als Kopierer großer
Künstler der Vergangenheit zurück. In dieser Zeit beginnt er auch- ganz
nach der Tradition der Künstler – durch Europa zu reisen. Er war häufig
in Skandinavien und in verschiedenen europäischen Ländern, wie z.B. in
Italien, wo er schließlich in Sizilien, bei seiner Schwester lebte. Er
heiratete, doch die Ehe scheiterte: ein weiteres Unglück in seinem
Leben.
Nur ein paar Monate, einige Tage vor dem Ende des Zweiten
Weltkrieges, stirbt er an den Folgen eines Bombenangriffs, auf eine
Stadt, die währen des 2. Weltkrieges nicht sonderlich in Mitleidenschaft
gezogen worden war: Innsbruck.
Aber das größte Unglück seines kurzen
Lebens, war die Veränderung der politischen Szene in seiner Heimat
Deutschland, wo nach dem Jahr 1933 kein Künstler sich mehr in seinem
eigenen, individuellen Stil ausdrücken konnte, kein freier Gedankenfluss
konnte mehr durch die Kunst dargestellt werden. Diese Zensur war
vielleicht eine der Ursachen, die Christian Hess hier nach Sizilien
geführt haben. Die Begegnung mit dieser Insel, können Sie heute Abend,
nachverfolgen. Es sind nur 60 Gemälde und vier Skulpturen
ausgestellt. Diese Arbeiten beziehen sich auf den Zeitraum von 1922 bis
1938. Nach diesem Zeitraum sind keine anderen Arbeiten hier in Sizilien
geblieben.
Was sagen diese Bilder aus? Von was sprechen sie? Sie sprechen von
der Entwicklung eines sehr ehrlichen Künstlers, der im Laufe seines
Leben gezeigt hat, dass der aufrichtigste Ausdruck eines Künstlers, die
Darstellung der Tiefe seiner Gefühle mit einfachen Mitteln ist. Das
Leben in Sizilien ist für einen Ausländer eine wichtige Erfahrung. Die
Sizilianer - ebenso wie die Italiener - sind ein sehr seltsames Volk.
Sie lieben die Selbstkritik. So hört man Sätze wie, "Wir schaffen es
nie etwas Schönes, etwas Nützliches zu tun." Aber in den letzten Tagen
waren die Sizilianer sehr an schönen, nützlichen und fremden Dingen
interessiert. Sie haben nicht nur diese Ausstellung eröffnet, sondern
auch die, der Arbeiten von Walter Gropius.
Es haben private und
staatliche Organisationen sowie Provinzen und Gemeinden, gemeinsam mit
Schriftstellern und Kunstkritikern, zusammengearbeitet. Die Namen aller
finden Sie im Kataloge wieder auch den, der Ausstellung von Hess,
gedruckt von der Sparkasse.
Der Assessor des Tourismus hat uns diesen
schönen Raum zur Verfügung gestellt. Wir haben hier bei uns, Herrn
Professor Leonardo Sciascia, der das Vorwort zum Katalog geschrieben
hat.Uns Deutschen bleibt nur noch, uns an dieser Stelle zu bedanken.
Wir,
vom Goethe-Institut freuen uns, diese Ausstellung von einer
italienischen Stadt zur anderen zu begleiten: Im Januar wird die
Ausstellung in Rom eröffnet und dann geht es weiter nach Padova, Triest,
Genua, Bozen, Turin, Mailand, und so weiter.
In meine Danksagungen würde
ich gerne auch Bürgermeister Dr. Bevilacqua, Prof. Sciascia einschließen
und alle anderen, die in dieses Projekt mit einbezogen waren und noch
sind, für ihre Arbeit und ihre Kollaboration. |