Friedrich A. Schultz
"Meine Damen und Herren, Christian Hess hätte heute unter uns weilen können, er wäre heute 79 Jahren alt gewesen.Er wurde in Bozen geboren, dann zog die Familie nach Innsbruck, wo sein Vater starb, als er nur 13 Jahren alt war, dass erste Unglück seines Lebens. Er mußte die Schule verlassen und eine Lehre beginnen. Nur zwei Jahre später ereilt ihn das zweite Unglück seines Lebens, es bricht der Erste Weltkrieg aus und er wurde Soldat. Nach dem Krieg, läßt er sich in München nieder, um an der dortigen Kunstakademie zu studieren, in jenen so armen Jahren in Deutschland. Auf diese Jahre geht seine Aktivität als Kopierer großer Künstler der Vergangenheit zurück. In dieser Zeit beginnt er auch- ganz nach der Tradition der Künstler – durch Europa zu reisen. Er war häufig in Skandinavien und in verschiedenen europäischen Ländern, wie z.B. in Italien, wo er schließlich in Sizilien, bei seiner Schwester lebte. Er heiratete, doch die Ehe scheiterte: ein weiteres Unglück in seinem Leben.Nur ein paar Monate, einige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, stirbt er an den Folgen eines Bombenangriffs, auf eine Stadt, die währen des 2. Weltkrieges nicht sonderlich in Mitleidenschaft gezogen worden war: Innsbruck. Aber das größte Unglück seines kurzen Lebens, war die Veränderung der politischen Szene in seiner Heimat Deutschland, wo nach dem Jahr 1933 kein Künstler sich mehr in seinem eigenen, individuellen Stil ausdrücken konnte, kein freier Gedankenfluss konnte mehr durch die Kunst dargestellt werden. Diese Zensur war vielleicht eine der Ursachen, die Christian Hess hier nach Sizilien geführt haben. Die Begegnung mit dieser Insel, können Sie heute Abend, nachverfolgen. Es sind nur 60 Gemälde und vier Skulpturen ausgestellt. Diese Arbeiten beziehen sich auf den Zeitraum von 1922 bis 1938. Nach diesem Zeitraum sind keine anderen Arbeiten hier in Sizilien geblieben.
Was sagen diese Bilder aus? Von was sprechen sie? Sie sprechen von der Entwicklung eines sehr ehrlichen Künstlers, der im Laufe seines Leben gezeigt hat, dass der aufrichtigste Ausdruck eines Künstlers, die Darstellung der Tiefe seiner Gefühle mit einfachen Mitteln ist. Das Leben in Sizilien ist für einen Ausländer eine wichtige Erfahrung. Die Sizilianer - ebenso wie die Italiener - sind ein sehr seltsames Volk. Sie lieben die Selbstkritik. So hört man Sätze wie, "Wir schaffen es nie etwas Schönes, etwas Nützliches zu tun." Aber in den letzten Tagen waren die Sizilianer sehr an schönen, nützlichen und fremden Dingen interessiert. Sie haben nicht nur diese Ausstellung eröffnet, sondern auch die, der Arbeiten von Walter Gropius. Es haben private und staatliche Organisationen sowie Provinzen und Gemeinden, gemeinsam mit Schriftstellern und Kunstkritikern, zusammengearbeitet. Die Namen aller finden Sie im Kataloge wieder auch den, der Ausstellung von Hess, gedruckt von der Sparkasse. Der Assessor des Tourismus hat uns diesen schönen Raum zur Verfügung gestellt. Wir haben hier bei uns, Herrn Professor Leonardo Sciascia, der das Vorwort zum Katalog geschrieben hat.Uns Deutschen bleibt nur noch, uns an dieser Stelle zu bedanken.Wir, vom Goethe-Institut freuen uns, diese Ausstellung von einer italienischen Stadt zur anderen zu begleiten: Im Januar wird die Ausstellung in Rom eröffnet und dann geht es weiter nach Padova, Triest, Genua, Bozen, Turin, Mailand, und so weiter. In meine Danksagungen würde ich gerne auch Bürgermeister Dr. Bevilacqua, Prof. Sciascia einschließen und alle anderen, die in dieses Projekt mit einbezogen waren und noch sind, für ihre Arbeit und ihre Kollaboration.
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