Die Wundmale

Das Projekt

Nachforschungen

Monografie 1970

Restaurierung

Voraufführung

Das Ziel

Hess-Guttuso

Thematische Verwandtschaft Hess-Guttuso

(dma) - Ich kann diese Note nicht schließen ohne vorher einige spezifische Ähnlichkeiten zwischen der Malerei von Christian Hess ( Bozen 1895-Schwaz 1944) und die von Renato Guttuso (Bagheria 1912- Rom 1987) festzustellen, die im Laufe der Vorbereitungsstudien des Projektes der Wiederentdeckung in Betracht gezogen wurden. Genau in Bezug auf diese thematischen Ähnlichkeiten äußert sich Leonardo Sciascia in seinem Vorwort des Katalogs von 1974 indem er notiert:
„Die Tatsache das ein Künstler aus der Mitte Europas, gereift in verschiedenen komplexen Erfahrungen sich in der Situation befindet zu sehen, wie mit einem geringen Jahresabstand die gleichen Dinge gezeichnet werden, die er gezeichnet und gesehen hat, ist nicht ganz ohne Bedeutung. Der junge Renato Guttuso wird das sehen und das zeichnen was in seinem glücklichen Zeitabschnitt den Namen Scilla trägt. Nicht auf die selbe Art aber die gleichen Dinge“.
Das Wahrnehmungsvermögen von Leonardo Sciascia veranlasste mich dazu einen direkten Vergleich mit Renato Guttuso anzustellen. Ich fuhr zu diesem Zweck nach Rom um Guttuso persönlich in seinem Atelier auf der Piazza del Grillo zu treffen.
Ich ließ ihm ein Katalog der Ausstellung der Wiederentdeckung da und einige Wochen später war er so höfflich gewesen mir einen Brief zu schreiben, der hier seitlich abgedruckt ist und in dem er sich daran erinn
ert, Hess in Aspra, der Strand von Bagheria in der Nähe von Palermo, malen gesehen zu haben.
 

 

Christian Hess

Übereinstimmungen

Renato Guttuso

 
 
 
 
 














 
 
 

Um eine vage Idee von der thematischen Affinität der beiden Maler zu haben, nehme man als Beispiel „Rot-schwarze Häuser“, von Hess   ( Sizilien 1930) und „Landschaft von Bagheria“ das Guttuso 1951 gemalt hatte und vergleiche viele andere Gegenstände und Szenen des Insellebens, dass beide in vielen ihrer Bildern und Gemälden darstellten. Man kann feststellen, dass der thematische Verlauf fast gleich ist, nur das Hess, Guttuso 20 Jahre voraus ist. Nicht nur die Dächer sonder auch die Kaktus-feigen, die, die sizilianischen Landhäuser schmücken, inspirieren die beiden Tafeln. Wenn es thematisch dann um die Mafia geht, wird der Vergleich noch verschärft. Christian Hess fängt 1933 einen flüchtigen Moment eines Feuergefechtes mit dem Gewehr der „Lupara“  auf. Guttuso findet das Opfer 1953 in seinem Gemälde wieder “Ermordeter Bauer zwischen den Kaktusfeigen“. Und es gibt noch eine andere Zeichnung in der Hess fortfährt eine schaurige Situation zu beschreiben. Er stellt zwei Figuren dar, die eine Leiche aufheben während ein Reiter scheinbar unberührt von dieser Szene, vorbeireitet, eine nur zu deutliche Anzeige der Omertà (Stillschweigen) die herrscht, die von denen spricht, die später sagen, sie hätten nichts gesehen und nichts gehört. Das sind Gegenstände und Eindrücke die im Abstand von 20 Jahren in beiden künstlerischen Produktionen wiederzufinden sind und keineswegs an Farbe verloren haben. Eine Ideenteilung zwischen den beiden Künstlern ist leicht denkbar und auch das Hess, Guttuso den Weg weist, der ihn seinerseits auf seine Art und Weise geht. Nicht unwichtig erscheint somit, dass 1974, im gleichen Jahr, indem die Region Sizilien Christian Hess mit der Ausstellung der Wiederentdeckung ehrte, Guttuso „LaVucciria“ (Das typische Marktgeschrei in Palermo) malte, ein weiterer thematischer Gleichklang, eine Art von malerischer Fortführung wie eine Art von Erneuerung des Inventars sizilianischer Motive, die Hess 40 Jahre früher in dem Gemälde “Der Wahrsager“, konzentrierte, Bild, dass für die Ausstellung, die von Palermo aus startete und sich in Richtung Bayern zu bewegte, repräsentativ  wurde. Guttuso nahm somit mit seinem Meisterwerk "La Vucciria" am Frühlingserwachen der Werke von Hess teil, ein Tribut an dem deutschen Maler, der die Menschlichkeit der Insel, die ihn während seinem Exil aufnahm, so sehr liebte.

 

"Sizilianischen  Expressionismus”

 

Letztendlich kann zu gutem Recht gesagt werden, dass Louis Christian Hess, der Vorreiter des "sizilianischen Expressionismus" ist. In der Tat, formte sich in der zweiten Hälfte des XX Jahrhunderts, unter dem Zeichen des "mediterranen Expressionismus"  eine ausgewählte Gruppe von Inselmalern. Nicht nur Guttuso, sondern auch andere berühmte Künstler, so Migneco, Gianbecchina, Lia Pasqualino Noto, Saro Mirabella, Sebastiano Milluzzo, Giuseppe Consoli-Guardo, Renzo Collura, Pippo Bonanno, Bruno Caruso, Michele Spadaro, Ernesto Lombardo, Giuseppe Gambino, Togo, Tano Santoro, Giuseppe Burgio –um nur einige von ihnen zu nennen- sie haben den deutschen Expressionismus in sich aufgenommen und haben ihn in den Werken, nach der Manier von Hess, aufleuchten lassen. 
Mir kommt etwas Vergleichbares in den Sinn: Im XV. Jahrhundert      gab Antonello von Messina der Europäischen Kunst eine entscheidende Wende, er vereinte flämische Chromatik mit der toskanischen Schachtelperspektive, ähnliches tat Christian Hess in den dreißiger Jahren des XX. Jahrhunderts, er erleuchtete den deutschen Expressionismus mit dem Mittelmeerlicht. Auch diese Wende der modernen Kunstgeschichte, die ihre embryonale Inspiration in der Heimat von Antonello findet, würde es verdienen durch eine große Ausstellung, des "sizilianischen Expressionismus", erinnert zu werden.