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München - Kunsthauptstadt in Mitteleuropa

von Domenico Maria Ardizzone

Das Gebäude der Münchner Akademie der Bildenden Künste, ein Projekt von Gottfried von Neureuther, erbaut im Jahre 1884 im Stadtviertel Schwabing. Christian Hess studierte hier von 1919 bis 1924 bei Prof. Carl Johann Becker-Gundhal. Im 19. Jhd. konkurrierte die im Jahre 1770 gegründete Akademie bereits mit den Akademien in Paris und Düsseldorf, und wurde wegen ihres Einflusses von Skandinavien bis Russland , von Polen über Slowenien bis nach Griechenland und ihrer besonderen Affinität zu Ungarn als “Kunsthauptstadt Mitteleuropas” bezeichnet.

Louis Christian Hess (1921)
Passfoto der Akademie

Um die Hälfte des 19. Jhds., als die Düsseldorfer Akademie an Einfluss verlor, kann die Münchner Akademie eine wachsende Anzahl europäischer und amerikanischer Studenten verbuchen.
Magnetisch zog München viele Menschen an, die im Laufe der Zeit zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der modernen und zeitgenössischen Kunstbewegung wurden. Gegen Ende des 19. Jhds. lebten dort Studenten wie Lovis Corinth, Emil Nolde, Otto Müller, Vasily Kandinsky, Alfred Kubin, Christian Schad, Alexander Kanoldt, Paul Klee, Franz Marc, Josef Albers, Richard Riemerschmid, Bruno Paul.

Akademie der Bildenden Künste in München-1919. Meisterklasse in Zeichnen des Prof. Becker-Gundhal. Hess ist der erste von links, in der zweiten Reihe.

1919 wurde die Akademie zur künstlerischen Bildungsstätte des Louis Christian Hess, den wir hier gemeinsam mit anderen Schülern der Meisterklasse des Prof. Carl Johann Becker-Gundhal sehen. In der ersten Hälfte der 30er Jahre verlor die Akademie schnell an internationaler Bedeutung und beugte sich der politischen Bewegung, welche die Kunst des Dritten Reiches weitgehend prägte. Um sich dem nationalsozialistischen Verbot zu entziehen, ging Hess nach Sizilien ins Exil – nach dem mysteriösen Brand des Münchner Glaspalasts, der auch seine Werke zerstörte, und nach der darauffolgenden Auflösung der münchner Avandgardegruppe “Juryfreie”, die Hitler angeordnet hatte und der Hess angehörte. Sein ständiges Umherziehen brachte ihn schließlich nach Innsbruck. Er verstarb 1944 im Schwazer Krankenhaus an den Folgen eines Bombenangriffs. Währenddessen zertörten weitere Bomben das Akademiegebäude, gemeinsam mit der großen Sammlung an Kunstwerken und Kostümen. Schade, dass gar nichts von der Studienzeit des Schülers Christian Hess erhalten geblieben ist. Allein die Bibliothek der Akademie blieb unversehrt, aus Sicherheitsgründen wurde sie umgesiedelt, und heute stellt sie mit 90.000 Werken eine der renommiertesten Bibliotheken ihres Genres dar.
 

Schüler in Pose mit dem Skelett

München 1919 – Eine Gruppe von Schülern der Akademie der Bildenden Künste mit einem Skelett. Christian Hess ist der erste von links in der letzten Reihe. Auf der Rückseite der Fotographie die Unterschriften der Kollegen.

Mit der Wiederaufnahme der Tätigkeit begründete die Münchner Akademie Leitsätze, die heute noch Gültigkeit besitzen. Kunsterziehung und die angewandten Künste – Zeichnung, Glas, Keramik und Goldschmied – werden in einzelnen Klassen unterrichtet.
In den 60er Jahren wurde die Studienrichtung “Innenarchitektur / Design” gegründet und in weiterer Folge Spezialisierungslehrgänge in Architektur, „Kunst als Therapie“ und als „visuelle Kreation“.
Die Akademie der Bildenden Künste ist gemeinsam mit der Akademie in Brera (Mailand) und anderen ähnlichen europäischen Institutionen am “Erasmus”-Projekt für den Studentenaustausch beteiligt.