Das Archiv gibt uns
Aufschluss - wenn auch nicht ganz vollständig – über die
Auftragstätigkeit, die Louis Christian Hess während der ersten
Hälfte der 20er Jahre in verschiedenen Museen ausübte. Das
Erstellen von Kopien gab ihm die Möglichkeit, seine
Beobachtungsgabe als Portraitist zu verfeinern. Man könnte ihn
als modernen Van Dyck bezeichnen, gewissenhaft verfolgte er
seinen Werdegang und kopierte ihn.
Zu diesem Argument schreibt der Kritiker Marcello Venturoli im
Katalog der Wanderausstellung der „Rückkehr“ (Palermo 1974)
unter anderem folgende Beobachtung:
…„Hess malte stets mit großer
Professionalität und wusste in jeder Phase über seine Ziele
Bescheid und erkannte die Grenzen der Tradition bzw. der
Avandgarde … Hess verschmähte auch nicht die Arbeit als Kopist,
passend zu seiner Begabung, wenn auch mehr handwerklicher Natur,
aber nicht weniger reizvoll als die aufklärende Avandgarde. Er
malte im Auftrag Kopien der Werke flämischer Meister, der Werke
von Veronese, Tizian, Velasquez. Einerseits waren es die harten
Zeiten, die es ihm nicht erlaubten, ausschließlich als freier
Maler zu arbeiten, andererseits betrachtete er seine Arbeit auch
als einen handwerklichen und experimentierfreudigen Beruf“…
Viele Briefe und Fotographien, die Emma Hess
aufbewahrt hatte, geben uns eine ungefähre Darstellung der
Kopien, welche Hess im Auftrag ausgeführt hat:
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Von Van der Meulen –
Staatl. Galerie, Kassel
(Kopie ausgeführt von Christian Hess, 1923)
Besitzer unbekannt. |
Von Tizian – La
Madonna delle ciliegie –
Staatl. Galerie, Wien (Kopie ausgeführt von
Christian Hess,
1923 im Auftrag vom Juwelier
Karl Faas aus Pforzheim).
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