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Die Malerei übertrumpft die Violine

von Domenico Maria Ardizzone

Staatgewerbeschule - (Innsbruck)

Wäre es nach seinem Vater Domenikus gegangen, hätte er in seiner Jugend Geige studiert, fühlte sich aber dazu nicht berufen. Unter seinen verschiedenen Vornamen findet sich auch der seines Vaters: Alois, Anton, Dominikus. Keiner gefiel ihm. Er wechselte Alois in Louis und nach seiner Volljährigkeit entscheidet er sich für einen ganz neuen Künstlernamen. Die Familie besitzt einige Musikinstrumente und der Heranwachsende beteiligt sich um seiner Eltern wegen an den musikalischen Wochenenden. Doch seine wahre Leidenschaft ist die Malerei. Als Erinnerung an seinen Vater (er starb 1908 42jährig, er selbst ist 13 Jahre alt) zeichnet er ihn mit einer Violine auf dem Kopf, wohl um diese fixe Idee darzustellen, die er als Kind nicht verstand.

Hess vor der Staffelei (1913)

Vorzeitig verlässt er das Gymnasium und besucht die Staatsgewerbeschule in Innsbruck, wo er seine ersten Erfahrungen als Maler sammelt. Weiters führt er handwerkliche Arbeiten in der Glaswerkstatt “Mader” aus und später in Bruneck in der Keramikwerkstatt “Kuntner”.

Portait des Vaters

 1913, gerade mal 17jährig, fertigt er seine ersten Radierungen. Eine seiner ersten Arbeiten ist das “ex libris” für seine Schwester Berta. Das ungewöhnliche vertikale Format verleiht ihm eine besondere Eleganz. Dargestellt ist ein männlicher Akt, welcher einen wackeligen Stoß Bücher zu halten versucht. 1915 stellt er seine ersten Zeichnungen sowie Radierungen und Temperabilder in der Galerie “Thurn und Taxishof” in Innsbruck aus. Aus dieser Zeit stammt der aquarellierte Holzschnitt “Bozen – Kornplatz”. Leider gibt es keine weiteren Angaben zu den anderen ausgestellten Werken.
 

   









 





Ex libris Berta Hess 1913




Ex libris Louis Dom. Hess 1915

 

 

 




Bozen Kornplatz  aquarellierter Holzschnitt cm 10,5 x 11,5 (1915)

Weihnachtliche Radierungen im Schützengraben

München 1916
Hess wird einberufen

Als der erste Weltkrieg ausbricht, ist Hess 20 Jahre alt. Aufgrund mehrer Todesfälle, die seine Familie auf die Hälfte reduzierte (es starben 3 von 6 Angehörigen) wird Hess nicht gleich einberufen. 1905 stirbt seine 6jährige Schwester Rosa Anna an Schwindsucht, 1908 folgen der Vater und 1915 die Schwester Berta 22jährig. Er bleibt als einzige Unterstützung für die Mutter und die 15jährige Schwester Emma. Aber im Jahre 1916 wird ihm seine Freistellung vom Militärdienst nicht mehr verlängert und er muß seine Wehrpflicht unter der österreich-ungarischen Uniform (auf dem Bild mit dem typischen Helm) erfüllen. Er kommt zur “Bayerischen Pionier Kompanie n. 3” und bleibt dort bis zum Ende des Krieges.
 

Hess am Pfosten angelehnt. Er wirkt abwesend,
während die Kameraden in Pose stehen

Während seiner Abwesenheit stirbt im Jahre 1917 seine Mutter. Trotz der schwierigen Umstände schafft sich Hess Freiräume für die künstlerische Arbeit. Es ist der praktische Alltag an der Front, der ihn zur Wahl seines Künstlernamens bringt.
Seine Kommilitonen geben ihm wegen seines sanften Gemüts den Übernamen “Christl”, und sicherlich auch, weil er oftmals sehr zerstreut und unordentlich aussah. Man kann dies auf dem Gruppenfoto der Kameraden erkennen, wo er an einen Pfosten gelehnt mit melancholischem Blick in die Leere schaut, während die anderen alle ins Objektiv blicken oder mit Bierkrügen prosten.

Er scheint völlig abwesend, fast fremd, ein armseliger “Christ” eben, wie sie ihn spontan nannten. Zuerst “Christl”, dann wurde “Christian” sein Künstlername. 1917 beginnt er seine an der französischen Front gemalten Weihnachtskarten mit den Initialen CH zu signieren.
 


Radierung, Weihnachten 1916
an der Front entstanden








Engel im Schützengraben - Radierung, an der Front entstanden, cm. 11 x 8,5
(Champagne – Weihnachten 1917)

   

2 weitere an der französischen Front gemalte “Weihnachtskarten” (je cm 14 x 10,5, Radierung, Champagne 1917)
für die Soldaten der
Bayerischen Pionierskompanie n. 3 – In der Mitte die Rückseite der Karte