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München
1916
Hess wird einberufen |
Als der erste Weltkrieg ausbricht, ist Hess 20 Jahre alt.
Aufgrund mehrer Todesfälle, die seine Familie auf die Hälfte
reduzierte (es starben 3 von 6 Angehörigen) wird Hess nicht
gleich einberufen. 1905 stirbt seine 6jährige Schwester Rosa
Anna an Schwindsucht, 1908 folgen der Vater und 1915 die
Schwester Berta 22jährig. Er bleibt als einzige Unterstützung
für die Mutter und die 15jährige Schwester Emma. Aber im Jahre
1916 wird ihm seine Freistellung vom Militärdienst nicht mehr
verlängert und er muß seine Wehrpflicht unter der
österreich-ungarischen Uniform (auf dem Bild mit dem typischen
Helm) erfüllen. Er kommt zur “Bayerischen Pionier Kompanie n. 3”
und bleibt dort bis zum Ende des Krieges.
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Hess am
Pfosten angelehnt. Er wirkt abwesend,
während die Kameraden in Pose stehen |
Während seiner Abwesenheit stirbt im Jahre 1917 seine Mutter.
Trotz der schwierigen Umstände schafft sich Hess Freiräume für
die künstlerische Arbeit. Es ist der praktische Alltag an der
Front, der ihn zur Wahl seines Künstlernamens bringt.
Seine
Kommilitonen geben ihm wegen seines sanften Gemüts den Übernamen
“Christl”, und sicherlich auch, weil er oftmals sehr zerstreut
und unordentlich aussah. Man kann dies auf dem Gruppenfoto der
Kameraden erkennen, wo er an einen Pfosten gelehnt mit
melancholischem Blick in die Leere schaut, während die anderen
alle ins Objektiv blicken oder mit Bierkrügen prosten.
Er scheint völlig abwesend, fast fremd, ein armseliger “Christ”
eben, wie sie ihn spontan nannten. Zuerst “Christl”, dann wurde
“Christian” sein Künstlername. 1917 beginnt er seine an der
französischen Front gemalten Weihnachtskarten mit den Initialen
CH zu signieren.
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